Vater und Sohn Griewald im Schlitten für den Weihnachtsmann
Handwerkskammer Magdeburg
Vater und Sohn Griewald im Schlitten für den Weihnachtsmann

Der Schlitten für den Weihnachtsmann

Zweieinhalb Meter lang, gut einen Meter breit, geschwungene Formen, schneeweiß mit Kufen aus Holz, zwei Sitzreihen mit roten Polstern, Lichterketten rundherum und in Bewegung fast völlig geräuschlos - genau so stellt man sich den Schlitten vom Weihnachtsmann vor. In Handarbeit hat Tischlermeister Ulf Griewald (61) aus Westeregeln das gute Stück in den vergangenen Wochen erschaffen, als Auftragswerk für den Magdeburger Weihnachtsmarkt. „Der Weihnachtsmann fährt damit zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes vom Hundertwasserhaus bis vor das Magdeburger Rathaus“, erklärt Ulf Griewald. In der vergangenen Woche verpasste er dem Elektro-Gefährt noch den letzten Schliff.

In der fast 70-jährigen Geschichte der Tischlerei Griewald ist dieser Schlitten eine Premiere. „Wir haben alles gebaut, von der Wiege bis zur Bahre, aber ein Weihnachtsmannschlitten war bislang nicht dabei“, sagt Ulf Griewald. 1946 gründete Ulf Griewalds Vater Kurt eine Tischlerei in Westeregeln, 1958 bezog die Firma ihren heutigen Sitz in der Lindenstraße. 1982 übernahm Ulf Griewald den Betrieb, in dem er auch gelernt hatte, und produzierte weiter das, was der Staat vorgab, vor allem Schrankwände. „Etwa 200 Stück haben wir zu DDR-Zeiten insgesamt gebaut, Maße, Material, Produktionszahlen und Umsatz waren vorgegeben“, erinnert sich Ulf Griewald und berichtet, wie sich die Situation in der Wendezeit änderte. „Möbel kaufte man fortan im Möbelhaus. Die Tischlereien in den alten Bundesländern waren alle spezialisiert, also haben auch wir uns eine Fachrichtung ausgesucht und machen seitdem Türen, Treppen und Sonderanfertigungen“, sagt Ulf Griewald, der lange Vorsitzender des Lehrlingsprüfungsausschusses war und auch seine eigenen Söhne ausgebildet hat.

Marco und Karsten Griewald arbeiteten zunächst auch im väterlichen Betrieb, verließen Westeregeln dann aber, um Erfahrungen in anderen Bereichen zu sammeln. Beide haben die Ausbildung zum staatlich geprüften Holztechniker, staatlich geprüften Holzgestalter und Tischlermeister. Karsten Griewald (27) ist gerade aus Australien zurück und sucht nun nach einer Anstellung als Holztechniker. Marco Griewald (35) ist nach Stationen im Messe-, Innen- und Schiffsausbau wieder in Westeregeln und hat eine eigene Tischlerei gegründet. „Familie und Heimat haben mich bewogen, zurückzukommen“, sagt er.

Vater Ulf Griewald, der sich langsam zur Ruhe setzt, freut sich, dass die Geschichte der Tischlerei Griewald in Westeregeln weitergeschrieben wird. Stolz zeigt er die Meisterbriefe und Diplom-Urkunden an der Wand, andächtig blättert er durch die handgezeichneten und -kolorierten Meisterschularbeiten seines Vaters aus den 1930er-Jahren und die eigenen Aufzeichnungen aus den 1970ern. „Aus einem Tischler kann was werden, hat mein Vater immer gesagt, das stimmt bis heute“, sagt Ulf Griewald. Die nächste Griewald-Generation ist gerade unterwegs. Ob sie die Tischler-Tradition fortsetzt, ist ungewiss. Dass Opa Ulf Griewald im Geburtsjahr des ersten Enkelkindes den Schlitten für den Weihnachtsmann gebaut hat, wird man sich in der Familie sicherlich noch lange erzählen. (ag)

Kontakt:
Tischlerei Griewald
Lindenstraße 20, 39448 Börde-Hakel
Telefon 039268 2450