Eine Decke für die Grabkammer: Das textile Dach von Raumausstatter Dieckmann ziert das Heilige Grab in Gernrode.
Raumausstatter Dieckmann GmbH, Elbingerode
Eine Decke für die Grabkammer: Das textile Dach von Raumausstatter Dieckmann ziert das Heilige Grab in Gernrode.

Die volle Ausstattung für den Harz

Ist ein Alter von gut 900 Jahren eine Entschuldigung dafür, verwittert und verfallen auszusehen? Ja sicher, aber ein gepflegtes Aussehen ist trotzdem möglich. Das gilt auch für das Heilige Grab in der Harzstadt Gernrode, Sachsen-Anhalt. Hier steht Deutschlands älteste erhaltene Nachbildung des Grabes Christi in Jerusalem. Und Raumausstatter Andreas Dieckmann hat bei seiner Restaurierung geholfen, sie für Touristen attraktiver zu machen. Sein Betrieb hat die neue Zwischendecke konzipiert und realisiert. Sie musste sich bei Bedarf komplett zurückbauen lassen, deswegen kam eine textile Konstruktion zum Einsatz. Ein Jahr verging zwischen dem Erstkontakt zum Auftraggeber und der Fertigstellung. „Die Kirche wird nur alle paar 100 Jahre saniert. Für uns war das wirklich ein tolles Projekt", sagt der Raumausstattermeister.

Die Raumausstatter Dieckmann GmbH aus Elbingerode im Harz zählt zu den wenigen Raumausstattern, die noch jede Facette ihres Handwerks beherrschen und anbieten: vom maßgeschneiderten Vorhang über den neuen Holzboden bis hin zum komplett neu gestalteten Restaurant. Die Mitarbeiter machen auch vor antiken Sitzmöbeln nicht halt, wenn die Polsterung generalüberholt werden muss.

Mit ihrem breiten Angebot hat die Raumausstatter Dieckmann GmbH auf die schwankende Nachfragesituation in der relativ dünn besiedelten Harzregion reagiert. „Die Idee war, dass wir den Leerlauf in einem Bereich mit einem Auftragszuwachs in anderen Bereichen auffangen können", sagt Andreas Dieckmann. Einzige Herausforderung an diesem Modell: „Man braucht in jedem Bereich seine Fachkräfte." Zwölf Mitarbeiter zählt sein Betrieb.

Die Leidenschaft des 40-jährigen Dieckmann beschränkt sich aber nicht nur auf das Familienunternehmen. Er fühlt sich auch dem Handwerk und der Harzregion verpflichtet. Und für beide setzt er sich in gleich vier Ehrenämtern ein: Andreas Dieckmann ist Mitglied der Vollversammlung und des Vorstandes der Handwerkskammer Magdeburg sowie Vorstandsmitglied der Kreishandwerkerschaft Wernigerode und Innungsobermeister im regionalen Raumausstatterhandwerk.

Um überhaupt eine Selbstorganisation der Raumausstatter in der Kreishandwerkerschaft durchzusetzen, war ein Trick nötig: „Mit drei Raumausstattern in der Region waren wir eigentlich zu klein", sagt Dieckmann. Deswegen haben sie eine Mischinnung mit dem Leder- und Textil-, dem Schneider- und Schuhmacherhandwerk gebildet. Dieckmann war es wichtig, die kurzen Wege über die regionale Vernetzung beizubehalten: „Viele Betriebe in anderen Regionen haben nur noch die Landesinnungen. Die sind zu anonym."

Eine Stimme für die Region
Denn die gemeinsamen Interessen einer Region müssen auch dort gebündelt werden, um gehört zu werden. Andreas Dieckmann trägt diese Stimme in die Handwerkskammer Magdeburg. Dort setzt er sich zum Beispiel für eine stärkere Regionalisierung der Ausbildungsinitiative des Handwerks ein. „Wir stehen bei der Suche nach Auszubildenden in direkter Konkurrenz zu den Universitäten und Fachhochschulen. Die Schüler sollten deswegen einen persönlicheren Bezug zum Handwerk entwickeln können", sagt Dieckmann. Mit der Kreishandwerkerschaft verfolgt er auch schon einen Plan, um die Handwerksberufe Schülern näherzubringen.

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Eine tägliche Arbeitserleichterung, die Dieckmann mit der Kreishandwerkerschaft lokal erreicht hat, versucht er nun im Harz zu verbreiten: In Wernigerode erlaubt das Ordnungsamt Handwerkern mit konkretem Auftrag kostenlos zu parken, solange sie keine Behindertenparkplätze besetzen oder Rettungswege blockieren. „Dazu genügt ein gültiger Auftrag in der Windschutzscheibe des Firmenwagens."

Dieckmann selbst ist an zwei bis drei Tagen im Auswärtseinsatz, um Kunden zu betreuen oder neue Aufträge zu akquirieren. Drei bis fünf Kundenbesuche schafft er am Tag. In der Regel bearbeitet die Raumausstatter Dieckmann GmbH Aufträge im Umkreis von etwa 100 Kilometern.

Damit während der Dienstreisen der tägliche Betrieb geregelt läuft, sind die Aufgaben im Betrieb klar verteilt. Schwester Ute Werl betreut als zweite Geschäftsführerin vorrangig Privatkunden und verantwortet das Einrichtungsfachgeschäft des Unternehmens. Schwager Torsten Werl ist als Bauleiter verantwortlich für die Umsetzung der Aufträge bei den Kunden, während Dieckmanns Frau die Buchhaltung im Betrieb und den Verkauf übernimmt. Und wenn bei einem Auftrag noch ein Tischler oder ein Elektroinstallateur fehlt, holt Dieckmann gern einen Fachbetrieb aus dem Harz mit dazu. Die Region muss schließlich zusammenhalten. (Denny Gille)

Kontakt:
Raumausstatter Dieckmann GmbH
Wasserstr. 8, 38875 Oberharz am Brocken, OT Elbingerode
Tel. 039454 42366
www.raumausstatter-dieckmann.de

(Veröffentlicht im "Handwerk in Sachsen-Anhalt", Ausgabe 06 vom 13.03.2014.)