Zeigen die Neuentwicklung: Hans-Joachim Ollendorf, Dr. Wolfgang Haacker und Praktikant Arne Fischer (v.l.).
Handwerkskammer Magdeburg
Zeigen die Neuentwicklung: Hans-Joachim Ollendorf, Dr. Wolfgang Haacker und Praktikant Arne Fischer (v.l.).

Ollendorf-Messsysteme aus BrunkauHightech vom Dorf

Das Unternehmen Ollendorf Mess-Systeme aus Brunkau bei Stendal wurde vor 25 Jahren gegründet. Heute gehört es weltweit zu den führenden Entwicklern und Produzenten von Videozentriersystemen für Augenoptiker.

20 Meter hinter dem Ortsschild rechts abbiegen und dann immer geradeaus: Wer die Hightech-Firma Ollendorf finden will, braucht keinen Navigator. Firmensitz ist das kleine Dorf Brunkau bei Stendal, Heimatort von Firmenchef Hans-Joachim Ollendorf. In einen Gutshof hat er sich und seine 30 Mitarbeiter eingemietet, einige können von ihrem Arbeitsplatz aus auf den Park schauen, an den Wänden hängen Wappen und Waffen. „Ich bin sehr heimatverbunden und habe nie einen Sinn darin gesehen, mein Unternehmen in einem Industriepark oder Gewerbegebiet anzusiedeln“, sagt Hans-Joachim Ollendorf.

Ollendorf, 1950 in Osterburg geboren, lernte zunächst Elektromechaniker und absolvierte dann ein Studium der Betriebs-, Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik. Ein zweites Studium machte ihn zum Fachingenieur für Mikroprozessortechnik, Arbeit fand er im Messgerätewerk Magdeburg. Um selbständiger arbeiten zu können, verließ er den Staatsbetrieb, ließ sich in einem kleinen Handwerksunternehmen anstellen und meldete ein Gewerbe an, in dem er für einen befreundeten Augenoptiker ein Lagerwirtschaftssystem entwickelte.

1987 gründete er Ollendorf Mess-Systeme und beschäftigte sich zunächst mit der Programmierung von Lagerwirtschaftssystemen für Augenoptiker. Die Anregung, sich mit der Zentrierung von Brillengläsern zu beschäftigen, kam erneut von besagtem Augenoptiker und Freund. Gleitsichtbrillengläser – die nur funktionieren, wenn man an der richtigen Stelle hindurchsieht – wurden zu dieser Zeit nach der Viktorin-Methode mit Filzstift vermessen. Diese Art der Messung war den modernen Brillengläsern aber nicht mehr gewachsen. Neue Gläser machten neue Mess-Geräte mit exakteren Mess-Ergebnissen notwendig. An dieser Stelle setzte Hans-Joachim Ollendorf an: 1990 startete er erste Versuche, ein entsprechendes System zu entwickeln. 1997 präsentierte er die erste sogenannte Videozentrier-Software, im Jahr 2000 wurde das erste System bei einem deutschen Augenoptiker in Betrieb genommen.

Heute gehört das Unternehmen vom Dorf weltweit zu den vier führenden Entwicklern und Produzenten von Videozentriersystemen. „2000 der 10 000 Optiker in Deutschland verwenden mittlerweile unsere Säulen-Systeme“, berichtet Dr. Wolfgang Haacker, langjähriger Betriebsleiter und heute Forschungskoordinator bei Ollendorf Mess-Systeme. Neben der Produktion und dem Vertrieb sind Forschung und Entwicklung der dritte Betriebsbereich. Zehn Mitarbeiter sind dafür zuständig – Mathematiker, Programmierer, Elektroniker, Konstrukteure. „Hans-Joachim Ollendorf ist sozusagen der Oberingenieur. Er ist kein Firmeninhaber, der arbeiten lässt“, sagt Dr. Wolfgang Haacker.

So hat der Firmenchef auch das neueste Produkt aus seinem Haus zwei Jahre lang selbst mitentwickelt: ein tragbares Mess-System zur Videozentrierung für das iPad, das mit einem speziellen Aufsatz, einer App und der Datenberechnung per Cloud Computing funktioniert. Es ist klein, handlich, leicht und daher überall einsetzbar. Auf der Fachmesse „opti“ Mitte Januar in München war das Gerät die Sensation. „Es war die einzige technische Innovation auf der Messe“, berichtete Hans-Joachim Ollendorf. Es wird sehr wahrscheinlich nicht die letzte aus dem Hause Ollendorf gewesen sein. (ag)

 

Kontakt:
Hans-Joachim Ollendorf
Zur Springe 5
39517 Brunkau
www.ollendorf.biz