Wandergeselle Martin Holfert 2021
Handwerkskammer Magdeburg

Martin Holfert tippelt seit mehr als drei Jahren durch die WeltAuf Wanderschaft: Neuseeland, Indien, Magdeburg

Wer mit Martin Holfert spricht, sollte viel Zeit einplanen. Denn der 30-jährige Wandergeselle hat einiges aus den vergangenen dreieinhalb Jahren seiner Tippelei zu berichten. Auf seinem aktuellen Weg aus dem Potsdamer Raum in Richtung Paderborn legte der sympathische Tischler einen kurzen Stopp am Haus des Handwerks in Magdeburg ein. Und auch wenn er ganz traditionell nicht viel Hab und Gut bei sich trägt, hat er doch stets genügend Zeit für gute Gespräche im Gepäck.

Mit 27 Jahren verließ Martin seine Heimat, um die Welt zu erkunden und sein Handwerk zu präsentieren. „Ich hatte einfach große Lust auf diese Erfahrung“, begründet der Tischler, der neben seiner Ausbildung auch schon ein Studium absolviert hat, seine Entscheidung für die Walz. Der sympathische Bartträger aus dem Raum Leipzig fühlt sich der Tradition verpflichtet, sieht die Tippelei auch als Chance einfach „pur“ zu reisen. Ohne Geld und feste Bleibe, dafür aber mit Motivation und viel Hingabe für die Sache.

Und in den letzten Jahren ist Martin schon gut herumgekommen: Unter anderem Indien, Nepal und sogar Neuseeland. Erfahrungen, die er wohl nie vergessen wird. Ein Beispiel? Mitten in den Fjordlands, südwestlich Neuseelands, half er Fischern Langusten zu fangen, während sich dem fahrenden Kutter einige Delfine anschlossen. "Fast schon eine 'Bilderbuch-Szene'“, wie Martin berichtet. Festhalten kann er diese Momente natürlich nur im Kopf, denn ein Handy dürfen Wandergesellen nicht nutzen.

Dass in den vergangenen zwei Jahren aber nicht alles wie im Bilderbuch verlief, musste auch Martin erfahren. Die Corona-Pandemie legte das soziale Leben stellenweise auf Eis, auch für Wandergesellen keine leichte Zeit. Aber an Menschlichkeit mangelte es glücklicherweise nicht, erzählt der 30-Jährige. „Du kommst eben auch aufgrund deines Aussehens einfach überall ins Gespräch“. Martin berichtet von einem kleinen Jungen, der mit ihm an der Ampel in Magdeburg wartend das Gespräch suchte. „Er wollte einfach alles wissen: Warum ich so aussehe, was ich da bei mir habe und so weiter“. Vielleicht war es insbesondere die kleine goldene Handwerksnadel und das blaue Band, dass senkrecht auf Martins Brust liegend sehr einer Krawatte ähnelt und eine Besonderheit seiner Kluft darstellt. Die blaue „Ehrbarkeit“ ist das Erkennungszeichen der Rolandsbrüder, die wiederum dem Rolandschacht angehören. Aufgabe des Schachtes ist es, seine reisenden Rolandsbrüder zu unterstützen, wo es nur geht.

Martin hofft, dass er dieses Jahr Weihnachten mit anderen Wandergesellen  - insofern es die Corona-Pandemie zulässt - an der niederländischen Grenze verbringen kann.



Von Dan Tebel