Familie Metscher(v. l.) Gabriele, Harald, Katharina, Christian und Brigitte Metscher
Handwerkskammer Magdeburg
Familie Metscher(v. l.) Gabriele, Harald, Katharina, Christian und Brigitte Metscher

Backen liegt in der Familie

Weihnachtszeit ist Stollenzeit, weshalb der Landesinnungsverband des Bäckerhandwerks Sachsen-Anhalt regelmäßig Ende November Stollen öffentlich prüfen lässt. Harald Metscher hatte in diesem Jahr Butterstollen, Mohnstollen und Cranberrystollen eingereicht und fuhr mit drei Mal „sehr gut“ nach Langenweddingen zurück. Ein tolles Ergebnis – ist doch das Stollenbacken eine Kunst für sich. „2000 Stollen haben wir 2011 verkauft“, berichtet Harald Metscher und erzählt, dass seine Cranberrystollen das Ergebnis einer Abneigung seiner Frau Gabriele ist. Die nämlich mag keine Rosinen und so tat Harald Metscher Cranberrys, auch Mossbeeren genannt, in den Stollenteig und traf damit auch den Geschmack vieler Kunden.

Wer in Metschers Bäckerei kommt, der war in der Regel schon einmal da. „Bei uns kaufen größtenteils Stammkunden, für Laufkundschaft ist unser Laden einfach zu abgelegen“, sagt Harald Metscher. Die Kunden kommen wegen der großen Kuchen-Auswahl und wegen des Brots aus Sauerteig. „Brot wie von Opa“ ist bei Harald Metscher kein Werbespruch, sondern die Wahrheit. Denn der 50-Jährige führt das Geschäft bereits in sechster Generation.

1828 hatte Christian Metscher die Bäckerei in Langenweddingen gegründet, das war die Zeit des Deutschen Bundes. Danach kamen und gingen das Deutsche Reich, der Erste Weltkrieg, die Weimarer Republik, der Zweite Weltkrieg und die DDR – Metschers Bäckerei besteht bis heute.

In der Nachwendezeit hat Harald Metscher den Betrieb von seinen Eltern übernommen. „Konditor wollte ich schon als Kind werden, habe diesen Beruf dann auch gelernt und danach den Ingenieur für Lebensmittelindustrie draufgesattelt“, berichtet Harald Metscher. Bei „Konsum Backwaren“ in Wanzleben stellte er die im ganzen Kreis beliebten „Eiskerzen“ her. „Dann kam die Wende und die schöne Eisproduktion war weg“, erzählt Harald Metscher.

Nach reiflicher Überlegung übernahm er 1991 die Bäckerei seiner Eltern, Ehefrau Gabriele hängte ihre Tätigkeit als Diplom-Ingenieur-Ökonomin im Magdeburger SKET an den Nagel und stieg mit ein. Das erste Jahr war schwierig, denn die Backwaren aus den alten Bundesländern lockten die Leute. „Dann kam die Rückbesinnung und der Laden lief“, erinnert sich Harald Metscher. Mitte der 1990er-Jahre, als die Supermärkte die Städte und Dörfer eroberten, brach der Brötchen-Umsatz ein. Bäcker Metscher besann sich auf seine Stärken und überstand die Krise. Heute arbeiten 14 Angestellte für den Betrieb, es gibt eine Filiale in Osterweddingen, zwei Transporter bringen die Backwaren ins Umland.

Harald Metscher ist nicht nur im eigenen Betrieb aktiv, sondern auch Obermeister und Vollversammlungsmitglied. Jahrelang kümmerte er sich im Berufsbildungsausschuss um die Belange des Handwerkernachwuchses. Der Nachwuchs im eigenen Betrieb ist übrigens gesichert: Tochter Katharina (28) ist Bäckermeisterin. Gemeinsam mit Ehemann Christian Metscher als siebte Generation einmal die Bäckerei zu übernehmen, kann sie sich gut vorstellen. Sie wäre dann seit gut 200 Jahren die erste Frau, die den Familienbetrieb führt. (ag)

Kontakt:
Landbäckerei Metscher
Inhaber: Harald Metscher
Am Rennberg 16, 39171 Sülzetal, OT Langenweddingen
Telefon 039205 21876