Die Magdeburger Kosmetikerin Saskia Kelle hatte den ersten Lockdown mit blauem Auge überstanden.
Handwerkskammer Magdeburg
Die Magdeburger Kosmetikerin Saskia Kelle hatte den ersten Lockdown mit blauem Auge überstanden.

Kosmetikerin Saskia Kelle richtet sich mit einem Offenen Brief zum Corona-Lockdown an die Landesregierung.Offener Brief einer Kosmetikerin

Kosmetikerin Saskia Kelle aus Magdeburg hat sich am 14. Februar 2021 mit einem Offenen Brief an Sachsen-Anhalt Landesregierung gewandt. Nachfolgende der vollständige Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Dr. Haseloff,
sehr geehrte Frau Grimm-Benne,

das vergangene Jahr hat vielen Unternehmer*innen einiges abverlangt. Wir haben uns auf eine vollkommen neue Situation eingestellt, erforderliche Hygienemaßnahmen umgesetzt, in der Hoffnung, zeitnah in den gewohnten Alltag zurückzukehren. Aktuell befinden wir uns seit nahezu 10 Wochen im Shutdown, viele Berufskolleg*innen sogar seit 16 Wochen. Dies ist sicherlich für die meisten Menschen mit einschneidenden Maßnahmen verbunden.

Der Druck auf viele Unternehmer*innen, die sich nach wie vor im Arbeitsverbot befinden, wächst zunehmend an. Wir setzen unsere Hoffnung auf die jeweils nahende Bund-LänderKonferenz und bekommen keine echte Perspektive trotz sinkender Zahlen.

Ich habe folgende Fragen an Sie:

  1. Weshalb sind Supermärkte, Drogerien, Buchläden usw. sicherer als KosmetikStudios?
  2. Warum vertrauen Sie dem Hygienekonzept von Friseur*innen, nicht aber denen der Kosmetiker*innen?
  3. Warum ist ein Inzidenzwert >50 nicht mehr ausreichend? Worin unterscheiden sich 'breit angelegte Schutzmaßnahmen' (Inzidenzwert 35) von 'umfassenden Schutzmaßnahmen' (Inzidenzwert 50)?
  4. Warum ist es nicht möglich sich regelmäßig mit einem Schnelltest selbst zu testen und somit das Infektionsrisiko einzudämmen? Andere Berufsgruppen haben dies bereits im Arbeits-Alltag etabliert und können so problemlos ihrer Tätigkeit nachgehen.

Die Branche der dienstleistenden Kosmetik wird augenscheinlich in der Politik nicht täglich wahrgenommen, trotzdem ist sie nicht nur wirtschaftlich sondern auch gesundheitlich und hygienisch relevant für viele Menschen. Dazu ein paar Zahlen: die Kosmetikinstitute in Deutschland erwirtschaften einen Gesamtumsatz von knapp 1.,8 Mrd. Euro pro Jahr. Es gibt derzeit etwa 64.500 Kosmetikinstitute mit über 120.000 Beschäftigten. Es handelt sich bei den Kosmetikstudiobetreibern zu 80 Prozent um Frauen, die sich in jahrelanger Arbeit eine eigene Existenz aufgebaut haben.

Der Beruf der Kosmetiker*innen hat sich in den zurückliegenden zwanzig Jahren stark gewandelt. Inzwischen reichen unsere Dienstleistungen weit über reine ästhetische Anwendungen hinaus. Kosmetiker*innen leisten viel in der Prävention u.a. von Hautkrebs durch genaue Hautanalysen, Aufklärung und Beratung. Wir helfen insbesondere jungen Menschen mit unreiner Haut, bei Aknebehandlungen und der damit oftmals verbundenen langwierigen Heilungsprozessen. Strenge Hygienekonzepte/-Maßnahmen gehören schon immer zu unserer täglichen Arbeit, zum Wohle der Kunden und auch im eigenem Interesse. Alle zusätzlich geforderten Maßnahmen haben wir umgesetzt: wir tragen Maske und Schutzvisier, wir lüften nach jedem Kundenbesuch, keine Begegnung der Kundschaft untereinander, wir behandeln schon immer nur in 1:1-Situationen; wir desinfizieren Oberflächen, sperren Verkaufsregale damit Ware nicht berührt wird, wir desinfizieren unsere Kartenlesegeräte - (im Vergleich: Supermarkt/Drogerie/Tankstelle ergreifen all' diese Maßnahmen überhaupt nicht), keine Wartezone, Termine nur nach Vereinbarung und zu guter Letzt – das Robert-Koch-Institut hat Kosmetikstudios als Corona-Hotspots ausgeschlossen.

Ich appelliere an Sie, die Kosmetiker*innen nicht länger an der Ausübung ihres Berufs zu hindern. Wir arbeiten ohnehin in einer sehr geschützten Situation, sowohl für unsere Kundschaft als auch für uns selbst. Mit den zusätzlichen SARS-COV—Schutzmaßnahmen haben wir sehr wirksame Hygienekonzepte. Daher muss es auch für uns möglich sein, wieder zu öffnen und unserer Arbeit nachzugehen.

Herzliche Grüße

Saskia Kelle
Kosmetikerin