
Michelle ist das beste Beispiel dafür, dass eine Ausbildung mit Kindern händelbar ist.
Programm „Einstiegsqualifizierung“ Ausbildung geht auch mit Kind
Im Februar 2024 kam die Bewerbung von Michelle Hahn um einen Ausbildungsplatz als Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk bei Fleischermeister Myke Schumburg in Menz an.
"Ich bin in einer Fleischer-Familie groß geworden und wollte gern im Verkauf arbeiten", begründete sie ihre Wahl. Die damals 23-Jährige hatte einen Schulabschluss, aber noch keine Ausbildung, weil mit 16 ihr erster und mit 21 ebenso ungeplant ihr zweiter Sohn auf die Welt kam. Ein Hinderungsgrund für viele Betriebe.
Wir haben dem Betrieb zur Einstiegsqualifizierung geraten und sie gemeinsam auf den Weg gebracht.
Ute Lüder, Beraterin für Passgenaue Besetzung bei der Handwerkskammer Magdeburg.
Nicht jedoch für Myke Schumburg, zumal sich schon nach drei Tagen Probe-Arbeit in der Fleischerei Michelles Anpacker-Qualitäten offenbarten. "Ein absoluter Selbstläufer", wie Filialleiterin Jennifer Garnatz sagt. Doch was tun mitten im Ausbildungsjahr und wenn man noch nicht so richtig weiß, ob es dauerhaft funktioniert?
Ein gutes Team: Auszubildende Michelle Hahn (vorn) und Jennifer Garnatz, Filialleiterin der Fleischerei Schumburg in Menz.
"Wir haben dem Betrieb zur Einstiegsqualifizierung geraten und sie gemeinsam auf den Weg gebracht", berichtet Ute Lüder, Beraterin für Passgenaue Besetzung bei der Handwerkskammer Magdeburg. "EQ" ist ein betriebliches Langzeitpraktikum zur Vorbereitung auf eine Ausbildung. Die Bewerber können sich im Betrieb ausprobieren und den angestrebten Beruf im Arbeitsalltag kennenlernen. Die Betriebe bekommen die Chance, die Bewerber zu testen, hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und Neigungen, über die Schulzeugnisse hinaus. Die Agentur für Arbeit erstattet auf Antrag des Arbeitgebers monatlich die Vergütung bis maximal 276 Euro für den EQ-Praktikanten und einen pauschalisierten Gesamtsozialversicherungsbeitrag von 147 Euro für den Betrieb.
Fünf Monate lang zeigte Michelle, dass es ihr ernst ist. Am 1. August 2024 wurde aus der Langzeitpraktikantin eine Auszubildende. Und die sind im Hause Schumburg weder billige Reinigungskräfte noch rohe Eier. "Die Azubis lernen bei uns alle Arbeitsgänge und arbeiten im normalen Schichtbetrieb mit", sagt Myke Schumburg.
Michelle ist das beste Beispiel dafür, dass eine Ausbildung mit Kindern händelbar ist. Das ist für mich eine ganz wichtige Erkenntnis. Und alle kleinen Kinder werden mal groß.
Myke Schumburg, Fleischermeister und Inhaber der Fleischerei Schumburg in Menz.
Wenn Michelles Kinder krank sind, ergreift sie die Initiative und organisiert ihren Arbeitstag um. "Respekt, wie reif und verantwortungsvoll sie agiert und alles unter einen Hut bekommt. Wir haben gestaunt, wie schnell das ging. Michelle ist das beste Beispiel dafür, dass eine Ausbildung mit Kindern händelbar ist. Das ist für mich eine ganz wichtige Erkenntnis. Und alle kleinen Kinder werden mal groß", sagt Myke Schumburg. Auch das Programm "Einstiegsqualifizierung" kann er uneingeschränkt weiterempfehlen.
Und was sagt Michelle? "Es gibt auch schwierige Tage. Aber mit einer Ausbildung hat man einfach mehr Möglichkeiten. Und bei Schumburg gelernt zu haben, das heißt schon was. Ich hoffe, dass ich das alles schaffe." Ihr Chef und ihre Kollegen stehen auf jeden Fall hinter ihr.
Michelle gesteht, dass es auch schwierige Tage gibt. Aber eines ist klar: Ihr Chef und ihre Kollegen stehen auf jeden Fall hinter ihr.
ANJA GILDEMEISTER
Ansprechperson:
Beraterin in der Passgenauen Besetzung
Tel. 0391 6268-154
Fax 0391 6268-110
So läuft's:
- Der Betrieb meldet sich vor Einstellung eines EQ-Praktikanten beim Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit.
- Der Praktikant meldet sich bei seinem Berufsberater der Agentur für Arbeit oder dem Fallmanager des Jobcenters.
- Die Agentur für Arbeit erstattet eine monatliche Vergütung und einen pauschalisierten Gesamtsozialversicherungsbeitrag