Erinnerung an alte Zeiten: Die Auftragszettel stammen aus den 50er Jahren.
Burghard Falkner
Erinnerung an alte Zeiten: Die Auftragszettel stammen aus den 50er Jahren.

Engagement mit Herz

Alte Handwerkskunst, Technik und Familientradition will Peter Ehrt erhalten und für andere erlebbar machen. Dafür lässt er ein altes Sägewerk seines Großvaters in einen Schaubetrieb umbauen.

Mit diesem Projekt verfolgt Peter Ehrt mehrere Ziele: Zum einen will er die Leistung seines Vaters und Großvaters anerkennen. Zum anderen will er für weitere Generationen die alte Handwerkskunst und -technik erhalten. Und nicht zuletzt bedient der Tischlermeister auch einen sozialen Aspekt.

Der Lebensmittelpunkt des 50-jährigen Handwerkers liegt eigentlich in Syke bei Bremen. Dort lebt und arbeitet Ehrt seit über 20 Jahren. Die Verbundenheit mit dem alten Sägewerk, das zwischen Rübeland und Elbingerode in Sachsen-Anhalt steht, rührt aus seiner Kindheit: In den 40er Jahren begann sein Großvater, das Sägewerk aufzubauen, später hat sein Vater den Betrieb übernommen und Ehrt selbst ist dort groß geworden. Seit 1992 gehört ihm und seinem Bruder das Grundstück. Bis kurz nach der Wende wurde dort produziert, danach „war nichts mehr zu holen“, sagt Ehrt. „Holzleitern, Obstkisten und Gartenlauben waren nicht mehr gefragt.“ Doch verkommen lassen wollte er den Betrieb nicht.

Blick in die Werkstatt
Burghard Falkner
Blick in die Werkstatt
„Ein Verwandter hat mich auf die Idee mit der Kooperation gebracht“, berichtet der zweifache Vater. Und mit der Arbeitsförderungsgesellschaft Harz mbH (AFG) hat Ehrt einen geeigneten Partner für das Projekt gefunden.

Soziales Engagement
Über die Gesellschaft hat Ehrt EU-Fördergelder und finanzielle Unterstützung des Landkreises Harz bekommen. Über drei Jahre läuft der Umbau. Dafür hat die AFG acht Langszeitarbeitslose über 50 Jahre eingestellt: Tischler, Schlosser, Maler und Ungelernte. Sie arbeiten seit April 2011 daran, dass der Schaubetrieb 2014 starten kann. Sie haben das Außengelände und die Werkstätten aufgeräumt, die Fassaden gestrichen und Werkzeuge repariert. „Es ist mir wichtig, auch etwas für die Region zu tun“, sagt Ehrt. Im Harz haben viele Menschen Interesse an der Geschichte der Region. Das hat er bei einem Tag der offenen Tür im vergangenen Sommer erlebt: „Da kamen mehr als 100 Schaulustige“, erinnert sich Ehrt. Und er selbst habe vor Ort gezeigt, wie man eine Holzleiter baut. „Das wissen viele heute nicht mehr.“ Am Ende des Projekts könnte die Produktion von Holzleitern und Obstkisten weitergehen. Denn die AFG betreibt in der Region Streuobstwiesen. „Wer will da zur Ernte schon auf Metallleitern steigen?“, fragt der Tischlermeister, der 1989 mit seiner Familie über Ungarn die DDR verließ.

Gedacht ist der Schaubetrieb auch für Schüler oder Gruppen, die Interesse an dem alten Handwerk haben. Viel Technik gibt es zu bestaunen:

Das Vertikalgatter ist noch voll einsatzfähig.
Burghard Falkner
Das Vertikalgatter ist noch voll einsatzfähig.
„Ein Vertikalgatter ist noch voll funktionsfähig“, sagt er. Mit diesem Gerät zersägt man Baumstämme zu Brettern. Ein Horizontalgatter wird noch aufgebaut.

Für den täglichen Betrieb wird es nach dem Sommer 2014 nicht reichen. Aber regelmäßige Öffnungszeiten wünscht sich der Holzliebhaber. (Martina Jahn)

Weitere Informationen finden Sie unter www.holzehrt.de und eine Fotostrecke in unserer "Handwerk"-App.