Innovationsassistentin Annika Wei¿kopf und Glasermeister Ingmar Schwan, Inhaber der Glaserei Schwan Magdeburg Schlagwort(e): Innovationsassistentin Annika Wei¿kopf, Glaserei Schwan, Ingmar Schwan
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Innovationsassistentin Annika Weißkopf und Glasermeister Ingmar Schwan, Inhaber der Glaserei Schwan Magdeburg

Mehr Zeit für Ideen

Studierte Betriebswirte zählen kaum zum klassischen Stammpersonal eines Handwerksbetriebs. Doch für die Zukunftspläne von Glasermeister Ingmar Schwan ist das Know-how der Betriebswirtin Annika Weißkopf von zentraler Bedeutung. 2008 hat Schwan den Familienbetrieb in fünfter Generation übernommen. Seitdem baut er ihn um: 2014 bezog er mit der Glaserei ein neues Betriebsgelände. Es soll Platz für Schwans Wachstumspläne schaff en. Das Ziel der acht Mitarbeiter starken Glaserei: „Weniger traditionelle Fensterglasaufträge, mehr spezialisierte Kundenprojekte“, erklärt der 37-jährige Inhaber. Das Unternehmen fertigt professionelle Glasbauten, gläserne Vordächer und Glasmöbel, bis zu farbig bedruckte freistehende Duschen.

Kapazität für neue Strategien

Der neue Weg erfordert strategische Entscheidungen und Veränderungen im Betrieb. Deren Planung und Umsetzung brauchen mehr Zeit, als der Geschäftsführer neben dem zeitraubenden Tagesgeschäft entbehren kann. Hier kommt die 29-jährige Annika Weißkopf ins Spiel. Mit ihr schafft Ingmar Schwan im Unternehmen die nötigen Kapazitäten für seine neuen Aufgaben. „Es macht wirklich einen Unterschied, diese Prozesse mit einer studierten Akademikerin anzugehen“, resümiert Schwan.

Die Personalkosten von Annika Weißkopf bekommt der Unternehmer zu aktuell 50 Prozent von der Investitionsbank Sachsen-Anhalt bezuschusst. Das ermöglicht das Förderprogramm „Innovationsassistent“. Es richtet sich an Handwerks- und andere KMU-Betriebe. Die Handwerkskammer Magdeburg hilft Betrieben bei Fragen zum Förderprogramm weiter. Der Personalkostenzuschuss der Innovationsassistenten wird zwei Jahre lang gezahlt. Als Innovationsassistenten gelten Hochschulabsolventen aus MINT-, Wirtschafts- oder Kreativwissenschaften. Sie sollen Unternehmen in den Bereichen Marketing sowie Produkt- und Markteinführung unterstützen.

Ziel: lukrative Nischen

Annika Weißkopf macht genau das in der Glaserei Schwan. „Wir wollen weg von der Kostenführerschaft hin zur Nischenwirtschaft“, sagt die Betriebswirtin. Dafür werden gerade die nötigen Voraussetzungen geschaffen. In den letzten Monaten hat der Betrieb bereits sein Buchhaltungssystem umgestellt und sein Forderungsmanagement verbessert. Für effektivere Arbeitsabläufe sorgen zudem viele kleine Veränderungen. Ein Beispiel: „Unsere Monteure haben neue Akku-Werkzeuge bekommen, damit sie die Steckdosensuche auf den Baustellen überspringen können“, sagt Weißkopf. Um künftig die Papierarbeit zu reduzieren, denkt der Betrieb auch über die Anschaffung von Tablet-PCs für die Mitarbeiter nach.

Über jede dieser Optimierungen informiert das Unternehmen die Investitionsbank. Denn zur Förderung gehören monatliche Verwendungsnachweise, die die Fortschritte dokumentieren. „Das kostet ein bisschen Zeit“, sagt Ingmar Schwan. Er nimmt es gelassen. Seine Innovationsassistentin möchte der Glasermeister nicht mehr missen.

Neue Produkte

Auch bei der geplanten Erweiterung des Glasereiangebots ist die Betriebswirtin maßgeblich in die Planung involviert. „Wir wollen künftig LED-Kombinationen mit Glas anbieten“, sagt Schwan. Mit diesen vollflächig beleuchteten Glasflächen will sich die Glaserei weiter von der Konkurrenz abheben. Nicht nur technologisch sei das anspruchsvoll. „Wir müssen Marktlage, Zielgruppe und die Preiskalkulation genau kennen, damit wir mit dem Angebot kein unnötiges Risiko eingehen“, sagt Schwan.

Um für das Wachstum künftig personell gut gerüs tet zu sein, geht das Unternehmen nun auch neue Wege bei der Fachkräftesuche. Deutsche Lehrlinge hat der Betrieb in den letzten Jahren für die Glaserausbildung begeistern können. „Jetzt tun wir uns mit einem Sozialen Träger zusammen und versuchen, Flüchtlinge für die Arbeit als Glaser zu gewinnen“, sagt Schwan. (Denny Gille)

(Veröffentlicht im "Handwerk in Sachsen-Anhalt", Ausgabe 18 vom 07.10.2016)