Die letzen Arbeiten finden derzeit noch an der ¿Blexen¿ statt, bevor sie im Oktober in See sticht.
Handwerkskammer Magdeburg
Die letzen Arbeiten finden derzeit noch an der ¿Blexen¿ statt, bevor sie im Oktober in See sticht.

Schiffswerft Bolle aus Derben verzeichnet volle AuftragsbücherVolle Fahrt voraus auf die Nordsee

Jetzt wurde das erste hochseetaugliche Schiff zu Wasser gelassen. 24 Meter lang, 100 Tonnen schwer und ringsherum eine Idylle aus raschelndem Schilf und dichtem Wald. Maschinist und Schiffsführer sind auch schon da, um sie kennen zu lernen. Die Rede ist von der „Blexen“ – das erste hochseetaugliche Schiff der Schiffswerft Bolle, das seit einigen Tagen am Pareyer Verbindungskanal im Jerichower Land im Wasser liegt und auf die erste Probefahrt vorbereitet wird.

Sie soll künftig vor der Nordsee-Küste für das Wasser- und Schifffahrtsamt Bremerhaven im Einsatz sein. „Sie könnte sogar bis Amerika fahren“, sagt Geschäftsführer Lothar Bolle stolz. Denn anders als bei Fahrgastschiffen, die die Werft zum größten Teil baut, sind bei einem Küstenschiff besondere Stabilitätskriterien einzuhalten.

Ein kleiner, aber wichtiger Teil, ist der Innenausbau des Schiffes, der von der Schiff- und Bautischlerei Derben übernommen wird. Seit 2005 eine eigenständige GbR, gehört sie aber quasi zum Unternehmen. Acht bis neun Prozent des Schiffsbaus machen die Tischlerarbeiten aus. „Die Tischler sind die letzten, die am Schiff arbeiten“, sagt Bolle. Die handwerklichen Arbeiten an so einem großen Schiff seien was ganz Besonderes, ergänzt Tischler Ingo Bernau. „Hier musst du dir was einfallen lassen. Hier ist nichts gewinkelt, wie bei einem Schrank“, betont der 46-Jährige. Das fängt beim Fußboden und den Decken an und hört bei den Verkleidungen an den Wänden und der Gestaltung der Küchenzeile auf.

Anfang September soll alles funktionieren, dann wird der Metallkoloss mit Drei-Mann-Stammbesatzung auf die Elbe überführt. Am 14. Oktober ist die Übergabe. Zeit zum Verschnaufen bleibt kaum. Die 45 Mitarbeiter der 1861 gegründeten Bolle-Werft, darunter sieben in der Tischlerei, arbeiten bereits an einer Fähre für die Hansestadt Stade. Auch Folgeaufträge für ein Fahrgastschiff und ein Aquacabrio für Stadtrundfahrten sind bereits unter Dach und Fach. Seit 1995 wurden 181 neugebaute Schiffe zu Wasser gelassen. Die Blexen mit einem Auftragswert von vier Millionen Euro ist dabei einer der größten Aufträge. Lobend erwähnt Bolle seine jungen Konstrukteure, die nur noch am Computer mit Hilfe von 3D-Technik arbeiten. Das Reißbrett im Büro der Planer „ist nur noch Dekoration“, sagt er schmunzelnd.

 

Kontakt:
Lothar Bolle
OT Neuderben
Schiffswert 5
39317 Elbe-Parey
www.schiftswerft-bolle.de