PorträtMein BioRind: Sehen, was man isst!

Bewusster Fleisch-Konsum ist die Grund-Idee von Kevin Schulzes Unternehmen „Mein BioRind“ in Groß Garz bei Seehausen (Altmark). Der 44-Jährige kauft Rinder von Bio-Höfen in der Region, stellt ihren Lebenslauf auf seiner Internetseite ein, bietet sie feil in Form von Fleischpaketen aus Steaks, Hack, Gulasch, Rouladen und Co. und gibt sie erst dann zum Schlachten frei, wenn alles Essbare verkauft und der letzte Cent auf seinem Konto angekommen ist.

Anja Gildemeister/ Handwerkskammer Magdeburg
Kevin Schulze vor seinem Betrieb Mein BioRind in Groß Garz bei Seehausen (Altmark).

„Ebay Kleinanzeigen hat mich dazu inspiriert. Warum sollte man nicht auch Rinder über das Internet verkaufen können“, war seine Überlegung, als er in Berlin Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Tourismus/Event-Management studierte. Zuvor hatte er acht Jahre lang als Zeitsoldat in Beelitz gedient.

In seine Heimat ist der Seehäuser immer der Liebe wegen gependelt - zur Altmark und vor allem zu seiner Lebensgefährtin. Als die studierte Landwirtin 2013 zusammen mit ihrem Bruder den auf Mutterkuh-Haltung spezialisierten Biohof Gernecke in Pollitz von ihren Eltern übernahm, stieg auch Kevin Schulze offiziell in sein Geschäft ein: meinbiorind.de ging online und „Rind 1“ wurde verkauft, eine Färse der französischen Rasse Charolais vom Biohof Gernecke. „Rind 1 ist der erste Schritt auf dem Weg, sich bewusster zu ernähren und auf anonymes Massenfleisch aus dem Discounter zu verzichten. Weniger Fleischkonsum, dafür mit mehr Respekt und Wertschätzung für das Tier“, lautet der Eintrag von damals auf der Internetseite.

Ich bin stolz, dass aus meiner anfänglichen Idee ein kleiner, gesunder Handwerksbetrieb entstanden ist.
Kevin Schulze, Betriebsinhaber „Mein BioRind“ in Groß Garz bei Seehausen (Altmark)

In den ersten Jahren arbeitete Kevin Schulze mit einer Lohnschlachterei zusammen. Als die Nachfrage stieg, größere Flexibilität gefragt war und sich 2018 der Fördertopf „Landaufschwung“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums öffnete, baute er eine eigene Schlachtstätte und setzte einen Fleischermeister ein.

Wem ein Fleischpakt aus dem „Rinder-Shop“ zu wenig ist, der kann das „Rinder-Sharing“ oder das „Rinder-Leasing“ nutzen. Die entsprechenden Kunden - aus München, Leipzig oder Hamburg - holen ihr Fleisch persönlich ab und manche staunen über die Stille und dass die Rinder einfach nur das Gras fressen, was im Biosphärenreservat Elbe oder im Naturschutzgebiet Aland wächst.



Anja Gildemeister/ Handwerkskammer Magdeburg
Kevin Schulze (mein BioRind) verpackt das Fleisch in Pakete und verschickt es an seine Kunden.

Kevin Schulze/ mein BioRind
Die Rinder fressen Gras, was im Biosphärenreservat Elbe oder im Naturschutzgebiet Aland wächst.



Der Laden läuft: 40 Tiere haben sich 2024 verkauft, 2025 werden es noch mehr sein. Das ist viel Arbeit für Kevin Schulze, der seinem Fleischer bei jedem Arbeitsschritt zur Hand geht und dann alleine 50 Pakete packt und verschickt, die Schlachtstätte reinigt und die Büro-Arbeit erledigt. Und außerdem sind da noch drei Kinder, ein Haus und der Betrieb seiner Frau.

„Es macht noch Spaß“, sagt er lachend und zeigt sein neuestes Projekt: den Räucherraum. Im Kleinen hat er schon mit Würsten und Trockenfleisch experimentiert - da geht was. Kevin Schulze: „Ich bin stolz, dass aus meiner anfänglichen Idee ein kleiner, gesunder Handwerksbetrieb entstanden ist.“

Anja Gildemeister

Kevin Schulze hat im Wettbewerb "Regionalvermarkter des Jahres 2025" in der Kategorie "Mitarbeiter 1-3" gewonnen!

Mehr über die Preisverleihung