Anne-Kristin Gotot/ Handwerkskammer Magdeburg

PorträtMeisterschüler aus Tansania in der Tischlerei Timme

Als Asifiwe Kilumbe an diesem Morgen die letzten Handgriffe an seinem Meisterstück setzt, liegt in der Werkstatt der Tischlerei Timme in Eilsleben eine besondere Spannung in der Luft. Es ist Abgabetag. Der Blick richtet sich auf einen Schmuckschrank – sein Meisterstück. Gebaut mit Liebe zum Detail – und mit einer Geschichte, die bis in den Südwesten Tansanias nach Tandala reicht.



Eine Verbindung, die 1987 begann

Denn die Verbindung zwischen der Tischlerei Timme und Tandala ist über Jahrzehnte gewachsen. Alles begann 1987, als zwei Diakonenschüler aus Tansania während ihres Studiums in Deutschland für eine kurze Tischlerausbildung in die Werkstatt von Rüdiger Timme kamen.

Aus dieser Begegnung entwickelte sich ein enger Kontakt nach Tandala – einem Ort auf rund 1.800 Metern Höhe, wo ein Diakoniezentrum entstanden ist.

In Tandala ist das Handwerk eng mit sozialer Verantwortung verbunden: Auch Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen werden dort ausgebildet – ein inklusiver Ansatz, der handwerkliche Qualität und Teilhabe zusammenbringt.

Die Tischlerei Timme unterstützte die Diakonie, eine Werkstatt vor Ort aufzubauen. Als das Gebäude zu klein wurde, entstand von 2012 bis 2015 ein größerer Werkstattbau mit Holzlager. Seit der Einweihung 2015 fertigt die Tischlerei Türen, Fenstern und Möbel.



Vom Freiwilligenjahr zum Handwerk – und weiter zum Meister

Aus diesem Netzwerk heraus fand auch Asifiwe Kilumbe den Weg nach Sachsen-Anhalt. 2018 kam er für ein freiwilliges Jahr in die Werkstatt der Tischlerei Timme.

Aus dem Freiwilligenjahr wurde ein Plan: Kilumbe entschied sich für die Tischlerausbildung und absolvierte sie von 2019 bis 2022. Danach blieb er der Werkstatt treu – und ging zugleich seinen Weg in der Diakonie: Ende 2022 begann er seine Ausbildung zum Diakon, die er 2024 abschloss.

Der nächste Schritt war für ihn „selbstverständlich“: der Meister. Teil IV – der Ausbildereignungsteil – gelang ihm bereits 2022. Drei Jahre später setzte er die Meisterausbildung in Hildesheim mit den Teilen I bis III fort.

Zum Teil konnte er den Meister durch die Begabtenförderung der Handwerkskammer Magdeburg finanzieren. Die vergangenen Wochen waren geprägt von langen Tagen, viel Feinschliff-Arbeit und dem Blick fürs Ganze: sein Meisterstück.



Ein Schmuckschrank mit Liebe zum Detail

Der Schmuckschrank wirkt elegant und durchdacht - Schubladen, die den Raum optimal nutzen, und ein Kosmetikspiegel, der sich aus- und einklappen lässt.

Anne-Kristin Gotot/ Handwerkskammer Magdeburg

„Ich wollte etwas Besonderes bauen“, sagt Kilumbe. „Etwas, das man später brauchen kann.“ Und dann schiebt er mit einem Lächeln nach: Wenn er seine zukünftige Partnerin findet, soll der Schmuckschrank für sie sein.



Rückkehr nach Tandala – und Ausbilder vor Ort

Für Kilumbe geht der Blick nach vorn – und zurück nach Tandala. Dort will er im Diakoniezentrum in der Tischlerwerkstatt ausbilden und Verantwortung übernehmen. Die Verbindung nach Deutschland soll dabei nicht abreißen.

Christoph Timme, Inhaber der Tischlerei Timme, formuliert es so: „Asifiwe verlässt uns ja nicht wirklich, sondern wir bleiben verbunden. Er wird dann in Tansania im Diakoniezentrum in der Werkstatt, die wir mit aufgebaut haben, ausbilden und die Arbeit dort leiten. Ich denke, das wird sich gut entwickeln.“



Ein Container auf dem Weg nach Tansania

Auch jetzt, in Eilsleben, wird wieder ganz praktisch angepackt: Die Tischlerei Timme bringt im nächsten Jahr einen Container auf den Weg nach Tandala. Kilumbes Meisterstück – und auch sein Gesellenstück – kehren damit dorthin zurück, wo der Austausch einst begonnen hat.

Neben dem Schmuckschrank gehen auch Maschinen und weitere Werkstattausstattung mit an Bord, denn in der Tischlerei des Diakoniezentrums sind viele Geräte inzwischen in die Jahre gekommen.

Damit der Transport gelingt, mobilisiert die Tischlerei ihr Netzwerk. Rund 16.000 Euro werden für die Verschiffung veranschlagt. Zusätzlich sucht das Team passende Maschinen: gebraucht und robust, aber nicht veraltet. Und der Container trägt noch mehr als Handwerkstechnik – auch Materialien für einen neuen Kindergarten im Hochland sowie technische Komponenten für ein Wasserkraftwerk, ein weiteres Hilfsprojekt aus Eilsleben, gehen mit auf die Reise.



Das Ergebnis jahrelanger Ausbildung

Als Kilumbe am Ende des Besuchs noch einmal über die Oberfläche streicht, ist der Schmuckschrank längst mehr als ein Prüfungsstück. Es ist ein Ergebnis jahrelanger Ausbildung – und ein Versprechen für das, was kommt.

Denn bald wird Kilumbe in Tandala selbst ausbilden, Wissen weitergeben und die Werkstatt mitgestalten. Die Verbindung nach Eilsleben bleibt – nicht als Erinnerung, sondern als gelebte Partnerschaft – und Freundschaft.